Arzttermine oder Impftermine nur noch online?

Die Digitalisierung durchdringt immer mehr Lebensbereiche. Während der Pandemie haben viele Menschen die Erfahrung gemacht, dass Impftermine am einfachsten online zu vereinbaren waren oder man musste mit sehr viel Geduld versuchen, telefonisch einen Termin zu ergattern. Denn auch im Gesundheitswesen werden vermehrt digitale Technologien eingesetzt. Das reicht von Gesundheits-Apps für Gesunde oder chronisch Kranke über die elektronische Gesundheitskarte, über Arzttermine, die online gebucht werden müssen, bis hin zu Sprechstunden per Video.

Digitale Teilhabe für Jung und Alt

Doch was ist mit den Menschen, die keinen oder nur eingeschränkten Zugang zum Internet, WLAN und der erforderlichen Hardware, wie Computern, Smartphones, etc.  haben? Welche Strukturen müssen vorhanden und welche Maßnahmen ergriffen werden, damit diese Mitbürger*innen nicht ausgeschlossen werden? Eine allgemeine Ethik der Digitalisierung oder gar ein pauschales Urteil kann es bei solch einer Vielfalt an Einsatzbereichen nicht geben. Vielmehr müssen für jede Technologie und unter Umständen auch jeden neuen Einsatz einer Technologie Chancen und Risiken nach transparenten Kriterien abgewogen werden. Gefragt ist ein öffentlicher gesellschaftlicher Diskurs, an dessen Ende die erarbeiteten Richtlinien politisch bindend umgesetzt werden.

Besonders der Zugang zu Gesundheitsversorgung sollte allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen und keine Bevölkerungsgruppe ausschließen. Daher ist mit Blick auf die Versorgung mit neuen digitalen Technologien zu fragen, ob alle, die es brauchen, in gleichem Maße von den Neuerungen profitieren können. Sind bestimmte Gruppen benachteiligt oder gar ausgeschlossen oder werden diskriminiert? Haben alle die notwendigen Fähigkeiten und die technische Ausstattung, die neuen Technologien zu nutzen und davon zu profitieren? Gibt es analoge Alternativen, falls das nicht der Fall ist?

Gesellschaft und Politik sind gefordert

Die fortschreitende Digitalisierung in fast allen Lebensbereichen ist ein unaufhaltsamer Prozess, der nicht mehr umzukehren ist. Allerdings sollte vermehrt darauf geachtet werden, dass ältere Mitbürger*innen nicht ausgeschlossen und dadurch in die Isolation getrieben werden.

Wünschenswert wäre es, wenn speziell im Gesundheitswesen, bei Behörden und Banken niedrigschwellige digitale Förderangebote für Senior*innen ins Leben gerufen und parallel dazu analoge Angebote weitergeführt werden.

Sabine Simms, Digitale Gesundheitsbotschafterin im Pilotprojekt „gesundaltern@bw“ des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg

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