Konzept

Cluster-Wohnen im Alter(nativen)

Die Kombi-Konzeption des SAGES-Projektes „Cluster-Wohnen im Alter“ konzentriert sich auf die Bereitstellung einer Kombination von Wohn-, Gemeinschafts- und Dienstleistungsangebote für Menschen mit und ohne unterschiedliche Hilfe- und Unterstützungsbedarfe.
Das Projekt kann als Neubaumodul, z.B. in Freiburg-Stühlinger, Kleineschholz oder Dietenbach realisiert werden. Ein Neubau gibt die Möglichkeiten moderne und optimierte Grundrisse zu schaffen und im Umfeld einer Baugruppe sozialverträgliche Punkte zu sammeln.
Das Projekt kann auch im Haus-Bestand zentrumsnaher Lagen realisiert werden. Im Bestand liegt unsere Zielgruppe bei den alleinstehenden Immobilienbesitzer, die Ihr Haus (mind. 200qm) der Genossenschaft übertragen und dafür im Gegenzug lebenslanges Wohn- und Pflegerecht erwirken (Leibgeding). Gleichzeitig baut die Genossenschaft das Haus barrierefrei um, schafft Platz für eine betreute Alters-WG und Gemeinschaftsfläche.
Die Zielgruppe von „Wohnen im Alter“ sind sehr heterogen, lassen sich jedoch im Milieu selbstbestimmt und autonom alternden Menschen, und mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten unter den „aktive agern“ verorten. Daraus ergibt sich die Rolle der SAGES eG als Initiator, Begleiter und Koordinator verschiedener Kooperationspartner in einem lokalen Netzwerk. Außerdem die dezentrale, kleinteilige und professionelle Versorgung im Hilfemix, bei dem verschiedenen Unterstützungsformen miteinander kombiniert werden.

Die Zielgruppen von „Wohnen im Alter“ sind sehr heterogen. Denn es gibt den „älteren Menschen“ oder den „Menschen mit Pflege- und Assistenzbedarf“ nur als Idee und statistisches Rekonstrukt. Aus der Statistik lassen sich Wahrscheinlichkeiten ableiten. Die Wahrscheinlichkeit einen
zukünftigen Bewohner von „Wohnen im Alter“ vor sich zu haben:

  • sinkt demnach mit steigendem Alter.
  • Frauen sind im Durchschnitt an dieser Art von Versorgung stärker interessiert als Männer.
  • Die Präferenz für eine Altersversorgung in einer kleinen wohngruppenähnlichen Einrichtung steigt mit zunehmender Bedeutung von Verhaltensweisen und Orientierungen, die sich als aktives Altern beschreiben lassen.1

„Aktives Altern“ definiert Baldo Blinkert im Kontext der Studie „Generation 55+ ‐ Lebensqualität und Zukunftsplanung“ als ein Lebensentwurf von Menschen in höheren Altersgruppen (55+, 60+, …), der durch ein hohes Maß an aktiver und selbstbestimmter gesellschaftlicher Teilhabe
gekennzeichnet ist.“ Das dahinter stehende statistische Konstrukt sieht wie folgt aus:

Sein Freiburger Kollege Thomas Klie hingegen ergänzt „aktives Altern“ mit den Geist der Selbstbestimmung und Autonomie indem er es in den Kontext einer doppelten Aktivität stellt, die sich nicht nur auf das Leben, sondern auch auf den Tod bezieht. Dem gemäß bedeutet ihm Aktives Altern „sich auf einem längeren Weg in aktiver und sehr eigenständiger Weise mit dem eigenen
Sterben und dem Tod auseinander zu setzen und sich als selbstbestimmter und autonomer Mensch bis zum Ende des Leben zu bewähren. (Klie und Student 2007: 25) Dem statistischen Konstrukt „Aktives Altern“ gemäß verteilt sich die aktiv alternde Bevölkerung wie folgt über Freiburg:

Aufgrund der Heterogenität und Selbstbestimmung der aktiven Zielgruppe gibt es nicht das eine sondern viele unterschiedliche Angebote die den unterschiedlichen Bedarfslagen gerecht werden müssen. Die SAGES eG kann in diesem Modell nicht alleiniger Dienstleister sein sondern Initiator, Begleiter und Koordinator verschiedener Kooperationspartner in einem lokalen Netzwerk.
Eine dezentrale, kleinteilige und professionelle Versorgung im Hilfemix, bei dem verschiedenen Unterstützungsformen miteinander kombiniert werden, ist also unbedingt der zentralisierten und standardisierten Lösung vor zu ziehen. Weiterführende Versorgungsangebote im Quartier, entsprechende Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie mit Mittagstisch, sowie medizinische und therapeutische Angebote sollen einfach, bequem und idealerweise fußläufig zu erreichen und barrierefrei zugänglich sein.
Die SAGES eG wird zeitlich aufeinander folgend drei unterschiedliche Angebote für Menschen mit unterschiedlichen Hilfs- und Assistenzbedarfen realisieren. Im Folgenden wird nun das Angebot Cluster-WG detailliert beschrieben.

Die Cluster WG ist dem Wohlfühlwohnen im Alter mit sozialem und unterstützendem Umfeld. Die sogenannte Clusterwohnung ist eine Kreuzung zwischen einer WG und einer Kleinwohnung: Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer, die Küche gehört allen. Anders als bei einer WG, verfügt jedes Zimmer über Bad und Kochnische. Zusätzlich gibt es einen größeren Wohnbereich mit einer Wohnküche, die gemeinschaftlich genutzt wird. So sind Cluster-Wohnungen in der Regel 150 bis 800 Quadratmeter große zusammenhängende Strukturen, die sich ohne große bauliche Veränderungen auf ganz verschiedene Art und Weise belegen lassen. Dadurch entsteht eine hohe Flexibilität.
Das Konzept des Cluster-Wohnens ist somit ein Angebot für Menschen mit Assistenz- und Begleitung-, Betreuung- und Betratung- aber nicht Pflege-bedarf. Eine rund- um – die Uhr Unterstützung in allen Bereichen des täglichen Lebens gibt es nicht. Auch Menschen die an Formen von Demenz leiden können nicht oder nur sehr eingeschränkt von der Cluster-WG mitgetragen werden.

Angemessen großer und barrierefreier Wohnraum ist eine wichtige Voraussetzung, um die Selbstständigkeit im Alter oder im Falle von Assistenzbedarf zu erhalten. Innerhalb der eigenen Wohnung, den zur Cluster-WG gehörenden Gemeinschaftsflächen und zur Straße hin können sie bequem mit einem Rollator oder einem Rollstuhl im Standardmaß rangieren.

Eine persönliche Ansprechperson steht zu festen Zeiten vor Ort zur Verfügung. Sie führt eine qualifizierte Erstberatung vor Einzug und Abschluss der Verträge durch. Damit erfast sie den individuellen Bedarf der Bewohner*innen im Projekt „Wohnen im Alter“ und ein Vertrauensverhältnis nimmt in der Regel seinen Anfang, das wichtig ist im Hinblick auf weiterführende Beratung und Begleitung bei möglichen Veränderungen.
Die Ansprechperson berät die Bewohner*innen zu Hilfs- und Unterstützungsangeboten (Pflege, Hauswirtschaft, Assistenz…), die ihrem individuellen Bedarf entsprechen. Darüber hinaus kann sie gewünschte Dienstleistungsangebote vermitteln und koordinieren. Sie kann bei Antragsstellungen, bspw. Einstufung in die Pflegeversicherung unterstützen und zu weiteren Möglichkeiten der Finanzierung beraten. Ziel ist es, ein individuelles und passgenaues Unterstützungsangebot zu erstellen.
Die Beratung um fasst auch Infos zu weiterführenden Dienstleitungen (Mittagstisch, Fahrdienst, Fußpflege…) sowie zu Kontaktstellen wie dem Seniorenbüro und spezialisierten Fachstellen, Angehörigengruppen, Fachärzten und Therapeuten.
Weiterhin zeigt sich die Ansprechperson verantwortlich für aktuelle Programmangebote in Quartier und hält Schnittstellen zu den Vereinen und Menschen im Quartier offen. Sie unterstützt ältere Menschen und ermöglicht ihnen digitale Zugänge. Damit trägt sie zur sozialräumlichen Vernetzung und zur Förderung des sozialen Lebens im Quartier bei.

Die Ansprechperson hat zur Aufgabe zusammen mit den Bewohnerinnen ein Nachbarnetz nach bestehendem Vorbild zu gründen. Das Nachbarnetz beruht hauptsächlich auf Erfahrungen welche die Alternativen Wohn-Initiative e.V (AWI) und Freiburger Zeitbank 55+ erbrachten und die im Nachbarnetz Freiburg Ost kumulierten.
Das Nachbarnetz ist eine Initiative für ein Generationen übergreifendes, tragendes soziales Netz in räumlicher Nähe. Engagierte in einem Nachbarnetz haben das Ziel sich mit den Menschen in ihrer Nähe so gut vernetzen, dass sie sich im Alter gegenseitig betreuen und einen Heimaufenthalt so weit wie möglich hinausschieben.

  • Durch die Mitgliedschaft im Nachbarnetz wird die Vertrautheit mit den Nachbarn gesteigert, um der Vereinsamung entgegen zu wirken.
  • Das Netz stellt Ansprechpartner*innen und Begleiter*innen für den Notfall und für den Erstkontakt am Telefon und es bietet ein telefonische Begleitung. Bei Notlagen suchen wir miteinander Lösungen und organisieren Hilfen.
  • Durch das Netz bekommt man Zugang zu kleinen Hilfen im Alltag wie z.B. Blumen und Gartenpflege in Abwesenheit, Einkaufen, abwaschen zum Arzt begleiten, kleine handwerkliche Hilfen.
    Durch die Mitgliedschaft im Nachbarnetz wird die Vertrautheit mit den Nachbarn gesteigert, um der Vereinsamung entgegen zu wirken.
  • Das Netz stellt Ansprechpartner*innen und Begleiter*innen für den Notfall und für den Erstkontakt am Telefon und es bietet ein telefonische Begleitung. Bei Notlagen suchen wir miteinander Lösungen und organisieren Hilfen.
  • Durch das Netz bekommt man Zugang zu kleinen Hilfen im Alltag wie z.B. Blumen und Gartenpflege in Abwesenheit, Einkaufen, abwaschen zum Arzt begleiten, kleine handwerkliche Hilfen.

Die Ansprechperson hat zur Aufgabe die Treffen der Quartiersgruppen und die Treffen des Gesamtnetzwerks in Kooperation mit den Mitgliedern vor- und nachzubereiten.

Von der SAGES-Nachbarschaftshilfe werden folgende Leistungen durch ehrenamtliche Helfende angeboten:

  • Betreuung von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen
  • Entlastung pflegender Angehöriger und Alleinerziehender
  • Hauswirtschaftliche Dienstleistungen
  • Mobilitäts- und Begleitdienste
  • Administrative Hilfe
  • Technische Hilfe
  • Persönliche Assistenzleistungen (z.B. Begleitung zu kulturellen Veranstaltungen, Besuchen beim Arzt, Unterstützung in der Ausführung von Hobbies etc.)

Einsätze erfolgen nach Absprache und individuellem Bedarf.

1: Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung der Stadt Freiburg im Breisgau (Hrsg.): Generation
55plus: Lebensqualität und Zukunftsplanung. Ergebnisse der Befragung in Freiburg 2016 – S. 98.

2: